
(Foto: Spaziergang durch den Stadtwald mit Gerhard Hornung/Bildmitte)
Was wäre der Wolfsbrunnen ohne den munteren Bach, dessen Wasser - aus vielen Zuflüssen gespeist - heute leider zu einem großen Teil unterirdisch direkt dem Neckar zugeführt wird?
Was wäre die lange Geschichte des Wolfsbrunnens ohne seine Mühlen (nur die Reste der Leitz`schen und Goos`schen sind noch vorhanden), die für Jahrhunderte eine lebenswichtige Bedeutung für unsere Vorfahren hatten?
Über 150 beschädigte oder aufgegebene Mühlsteine liegen noch in den Blockhalden des Stadtwalds oberhalb Schlierbachs und erinnern an eine Zeit, als der harte „Mittlere Buntsandstein“, der sich vor 200 Millionen Jahren bildete, von Steinmetzen vor Ort zu Mühlsteinen verarbeitet wurde.

Gerhard Hornung führte uns bei herrlichem Herbstwetter zu einem halben Dutzend Mühlsteinen, die unterhalb des Königstuhls als markante Zeugen handwerklicher Arbeit im Wald verblieben sind. Denn nicht selten erwiesen sich die ausgewählten Gesteinsblöcke erst bei der Bearbeitung als ungeeignet, oder der Stein zersprang ganz plötzlich unter Meißel und Hammer. Was muss das für eine Enttäuschung gewesen sein, wenn nach tagelanger harter Arbeit der Stein zersprang oder eine Schwachstelle zeigte!

Warum gab es einen so großen Bedarf an Mahlsteinen?
Man konnte in den zurückliegenden Jahrhunderten noch nicht den ölhaltigen Keimling im Getreidekorn entfernen, entsprechend wurde das Mehl bald ranzig und war nicht lange haltbar. Nur kleine Mengen wurden deshalb gemahlen und kleine Mahlmühlen gab es an vielen Bachläufen. Aus Bucheckern, Mohn- und Rapssamen wurde Öl gewonnen, in Pulvermühlen Holzkohle für die Herstellung von Schwarzpulver fein gemahlen. In Trockenperioden oder bei starkem Frost kam es oft zu Engpässen bei der Versorgung.
Um 1880 kam die Herstellung von Mühlsteinen am Königsstuhl zu einem raschen Ende: Nun gab es Eisenbahnen und Mühlsteine aus härterem Basalt oder Granit konnten preisgünstig transportiert werden. Außerdem vebesserten neue Techniken in Großmühlen die Qualität.

Gerhard Hornung führte uns zu ganz unterschiedlichen Mühlsteinen. Dabei konnte man gut erkennen, ob dieser aufgegebene Stein einmal als „Läufer“ oder „Bodenstein“ vorgesehen war. Forstamtsleiter Friedrich Kilian hatte uns mit gelben Bändern an Baumstämmen die ungefähre Lage am Wegrand angezeigt, das Buch von Gerd Klumb „Mühlsteinhauer“ gab zusätzliche Hinweise. Dass Gerhard Hornung uns beim Spaziergang aus seiner beruflichen Erfahrung Interessantes zu Bäumen und forstlichen Maßnahmen berichtete, war eine schöne Ergänzung.

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