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Carl Theodor hatte bereits sein Wittelsbacher Erbe angetreten und residierte in München, als in Schwetzingen immer noch gewerkelt wurde: der Garten wurde erweitert, neue Bauten entstanden – das Römische Wasserkastell und der benachbarte Tempel der Botanik, der Türkische Garten mit der Moschee und der gegenüberliegende Merkurtempel mit dem Weiher.
Warum dieser Aufwand? Weil sich der Kurfürst ein Denkmal setzen wollte. Der Schwetzinger Schlossgarten wurde als Monument geschaffen – zur damaligen Zeit ein außergewöhnliches Vorhaben!
Mit diesem Statement begann Prof. Dr. Hartmut Troll (Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg) seine Führung „Zwischen Moschee und Merkurtempel“. Wie erwartet scharten sich viele Interessierte um ihn und folgten seinem lebendigen Vortrag.

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Nach den Plänen des lothringschen Hofarchitekten Nicolas de Pigage (1723-1796) wurden zunächst der Türkische Garten umgesetzt und die Wandelgänge mit den Eckpavillons erbaut, später die Moschee und zum Schluss die beiden Minarette. Ende des 18. Jahrhunderts war die Anlage fertiggestellt. Als Vorbild diente die „Mutter der Moschee“ in Kew Garden London. Dort errichtete der Architekt Sir William Chambers, ein Zeitgenosse von de Pigage (1723-1796), die erste Moschee als Park-Bauwerk, das dann europaweit kopiert wurde.

Im Vordergrund: Prof. Dr. Hartmut Troll
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Der Bau war nicht als Gotteshaus mit liturgischer Nutzung konzipiert, sondern folgte der Idee der Aufklärung – friedliches Nebeneinander der Weltreligionen unter einem Dach, Toleranz gegenüber Andersdenkenden wie es Gotthold Ephraim Lessing festschrieb.
Es gibt auch Untersuchungen, die Anlage mit dem Gedankengut der Freimaurern in Verbindung zu bringen. Doch das sind nach dem jetzigen Stand der Forschung nur Vermutungen.

Links vorne: Prof. Dr. Hartmut Troll
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Und wie verhält sich das Gegenüber – der Merkurtempel? Er ist das späteste Bauwerk des Schwetzinger Schlossgartens. Nicolas de Pigage hat ihn als Ruine konzipiert, als Symbol der Vergänglichkeit.
Das warf bei der Instandhaltung in den vergangenen Jahren viele Fragen auf: was war als Ruine geplant, was ist wirklich marode und sanierungsbedürftig? Besonders die Kuppel mit ihrer gewollten Öffnung war eine statische Herausforderung. Nach jahrelangen Bauarbeiten wurde der Merkurtempel im Mai 2013 wieder öffentlich zugänglich gemacht.

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Die landschaftliche Gestaltung zwischen Moschee und Ruine übernahm Friedrich Ludwig von Sckell, der hier sein Alterswerk vollendet und die Moschee mit dem Merkurtempel auf kongeniale Weise verbunden hat.

Hartmut Troll und Kathrin Rating mit Spendentüte
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Unsere Führung endete am Merkurtempel. Und wie üblich hatte Kathrin Rating den Schwetzinger Gartenplan zur Sammeltüte umfunktioniert – denn diese wunderbare Führung war kostenlos, eine Veranstaltung des Freundeskreis Wolfsbrunnen in Kooperation mit der DGGL (Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur). Herzlichen Dank!
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